TREKKING zum M’GOUN

August bis September 2023

Reiseexperte Jean-Léon M. Mirschél

Reisebericht: TREKKING zum M’GOUN

22.08.-12.09.2023

Die Anreise – Von Dresden über Amsterdam & Paris nach Marrakesch

Mein einmonatiges Abenteuer begann in Dresden und führte mich durch einige der faszinierendsten Städte und atemberaubendsten Landschaften Europas bis nach Nordafrika.

Nach meiner Ankunft in Amsterdam tauchte ich in die einzigartige Atmosphäre der Grachtenstadt ein. Die charmanten Kanäle, die historischen Gebäude und das lebendige kulturelle Treiben machten meine ersten Tage zu einem unvergesslichen Erlebnis. Von dort setzte ich meine Reise fort und erreichte Paris.

1.-3. Tag: Ankunft und erste Tage in Marrakesch

Der nächste Stopp auf meiner Reise war Marrakesch, eine Stadt, die mit ihrer lebendigen Medina, den farbenfrohen Souks und den exotischen Gerüchen alle Sinne anspricht.

Die ersten beiden Tage in Marrakesch widmete ich dem Erkunden der engen Gassen, dem Besuch von historischen Palästen und dem Genießen der traditionellen marokkanischen Küche.

Ich besuchte mehrfach das Büro der Partner-Agentur Atlas Outdoor, lernte das Team, die Räumlichkeiten und die Chefbüros kennen. Ich konnte an einem Tag neue Zelte für die Trekkingtouren mit aus- und umsortieren.

Nach zwei kulturellen und geschichtlichen Entdeckungen in Marrakesch brach ich mit einer kleinen Gruppe auf, um die beeindruckenden Höhen des Atlas-Gebirges zu erklimmen.

3. Tag: Aufbruch in das Atlas-Gebirge – Marrakesch – Arous – Azib N’Ikiss

Fahrt ca. 210km / wandern 6 km: ca. 3 h / Aufstieg ca.450m

Mein Ziel des Trekkings war das Tal Ait de Bougmez, von dem aus ich zu einer fünftägigen Wanderung durch das imposante Gebirge aufbrach. Die unberührte Natur, die majestätischen Tiere und die vielfältige Wetterlage machten diese Trekking-Erfahrung zu einem Höhepunkt meiner Reise.

Zunächst lasse ich den hektischen Trubel der Stadt hinter mir. Auf unserer etwa sechsstündigen Fahrt in das Atlas-Gebirge durchqueren wir in einem Kleinbus die malerische El Haouz-Ebene bis hin zum kleinen Bergdorf Azilal (1.300 m). Dort bummle ich über den Markt und erwerbe zusammen mit unserem Koch Mohamed die Lebensmittel für die kommenden Tage. Die Reise führt uns weiter über den Tizi N’Oughbar-Pass (2.200 m) in die faszinierende Berglandschaft des Hohen Atlas.

Ein herzliches „Salam Aleikum“ empfängt mich von unserem Trekking-Team in Arous (1.800 m) im bezaubernden „Glücklichen Tal“ Aït Bougoumez. Neben unserem Reiseleiter Omar besteht unser Team aus gut gepfelgten Maultieren für das Gepäck, ihren Führern und unserem Koch.

Am späten Nachmittag brechen wir endlich auf: Wir (eine kleine Gruppe von 6 Wanderern + Begleitteam) beladen die Tiere und wandern auf Maultierpfaden durch das grüne Aït Bougoumez-Tal, entlang des Flusses und durch malerische Imazighen-Dörfer.

Hier in Azib N’Ikiss (2.250 m) schlagen wir zum ersten mal unsere Zelte unter freiem Himmel auf.

Als Belohnung erwartet mich aber eine zauberhafte Atmosphäre: Über mir erstreckt sich das Sternenzelt, während über dem Feuer ein köchelnder Topf mit einer schmackhaften Gemüse-Tajine steht. Ich fühlte mich wie auf einem Abenteuer und erinnerte mich an meine Kleinkindzeit im Waldkindergarten, wo wir auch wanderten und in freier Natur auf Matten schliefen.

Am Feuer plauderten wir , während wir Tee tranken und so erfuhr ich von Omar auch wissenswertes, zBsp. zum Wort „Berber“, das viele Menschen in Deutschland noch heute für die Ureinwohner Marokkos und Nordafrikas verwenden. Das Wort stammt aus der Antike, als alle nicht-arabischen Menschen als „Berber = Barbar“ bezeichnet wurden. Tatsächlich nennen sich die Menschen in den Atlas-Dörfern selbst als „Imazighen“, was so viel bedeutet wie „freie Menschen“.

4. Tag: Azib N’Ikiss bis Tarkedit / Passüberquerung mit Panoramablick

wandern etwa 15 km: ca.6 h / Aufstieg ca. 1100m / Abstiege gesamt ca. 450 m

Der heutige Tag war anstrengend, denn wir haben auf einem steilen Bergpfad etwa 1.100 Höhenmeter überwinden müssen. Noch früh am Morgen waren die temeraturen unter 15 Grad, ganz anders als in Marrakesch, wo die Wärme sofort am Morgen auf mich wartete.

Doch die herrliche Natur und die Aussichten entschädigen die Anstrengung. Auf einer Höhe von 2.910 m überwanden wir unseren ersten Pass, den Tizi m’Oumskik, und machten anschlieend auf einem Plateau eine kleine Pause. Es gab einen Panoramablick auf die fantastische Berglandschaft.

Der Weg führt stetig hinauf zu den Weidegründen der Nomaden am Fuße der M’Goun-Bergkette.

Wir verschnauften (Wasserpause) und warteten bis das Team mit den Maultieren ankam, dann gingen wir weiter.

Weiter ging es bis auf den 3.400 m hohen Tizi N’OughroyPass, von dem wir einen spektakulären Ausblick auf die in der Ferne erkennbare M’Goun-Bergkette erhaschten .

Auf dem von großen Felsformationen umgebenen Tarkedit-Plateau (2.905 m) schlugen wir schließlich unser Camp auf und aßen ein Mittagspicknick. Der Nachmittag stand zum Relaxen beim Camp frei oder für kleine Erkundungen. Das Plateau dient Nomaden im Sommer als Weideplatz für ihre Herden.

Abends schlief ich schlecht, denn ich wusste am Folgetag stand der Gipfelsturm auf den M’Goun an.

5. Tag: Gipfelbesteigung des M’Goun’s (4.071 m)/ Tarkedit – M’Goun- Oulilimt

wandern etwa 18 km: ca.9 h / Aufstieg ca. 1170m / Abstiege gesamt ca. 1320 m

Für die Gipfelbesteigung des M’Goun begann mein Tag noch vor Sonnenaufgang – zumindest weil ich zu denjenigen gehörte, die den Gipfel (4.071 m) besteigen wollten. Um 4 Uhr morgens brachen wir auf, nach einem herzhaften Frühstück wanderten wir durch die Stille, nur von den Sternen beleuchtete Bergwelt. Unsere Taschenlampen wiesen uns, wo nötig, den Weg. Es ging stetig und steil bergan, bis wir schließlich einen Bergkamm erreichten, der uns eine bizarre Mondlandschaft eröffnete.

Ich hatte ab 3.700 m mächtig mit der Luft zu kämpfen, die Pausen wurden immer öfter in kürzeren Abständen gehalten. Zum Glück hielt mich immer Omar auf Zack, daß ich nicht aufgab. Dank ihm habe ich immer wieder aufgerafft, denn eigentlich war der Gipfel schon mein Ziel des Trekkings.

Aufgrund eines Unwetters dauerte der Aufstieg statt der geplanten 9 Stunden fast ganze 13 Stunden. Aber kurz nach Sonnenaufgang erreichten wir schließlich den Gipfel den M’GOUN!

Wahnsinn, ich konnte es nicht fassen, ich war auf 4.071 m! Ich war super glücklich & stolz.

Von hier oben erwartete uns bei klarem Wetter & blauem Himmel ein unbeschreiblicher Ausblick über die Berge des Hohen Atlas, des Antiatlas und Südmarokko. Es war Zeit zum Innehalten!

Der Abstieg führte uns dann über Geröllfelder, bis wir schließlich die fruchtbare Ebene erreichten.

Unser Reiseleiter Omar kannte unterwegs einen netten Ort für unser Mittagspicknick direkt am Fluss.

Am Nachmittag trafen wir im Oulilimt-Tal (2.700 m) wieder auf das Maultier-Team und unsere Mitreisenden, die den Gipfel nicht erklommen hatten.

Unser Camp lag heute malerisch zwischen Felsen und tiefen ausgetrockneten Wasserläufen.

Es war eine anstrengende, aber unvergessliche Wanderung, die aufgrund des unerwarteten Unwetters zu einer echten Herausforderung wurde.

6. Tag: durch das Hochland / Oulilimt – Igli N’Tanout

wandern etwa 10 km: ca. 3,5 h / Aufstieg ca. 400m / Abstiege gesamt ca. 300 m

Nach der anstrengenden M’Goun-Besteigung nahmen wir den Tag entspannt in Angriff, denn es waren nur wenige Höhenmeter zu bewältigen. Wie leicht dies war!

Unterwegs trafen wir Nomaden des Volkes Aït Atta, die mit ihren Viehherden hier im Hochland des Atlas den Sommer verbringen. Omar erzählte mir, diese Menschen sind auch als das „freie Volk“ bekannt, leben nach wie vor auf traditionelle Art und Weise, also abgeschieden von den Städten.

Sie sind für ihre Gastfreundschaft bekannt und laden Reisende gerne zu einer Tasse Tee ein, um Neuigkeiten auszutauschen. Und so war es, wir tranken ein Tee mit dem Nomaden.

Schließlich erreichen wir den auf 3.100 m Höhe gelegenen Tizi N’Tanout-Pass, der majestätisch über das Ouzighimt-Tal ragt.

Der Abstieg führt uns nach Igli N’Tanout (2.800 m), wo wir unser Camp für die Nacht aufschlugen und uns mit einem köstlichen Essen stärkten.

Ganz in der Nähe verlief ein Fluss, der jedoch ausgetrocknet war.

7. Tag: zurück ins Ait Bougoumez Tag/ Igli N’Tanout – R’bat

wandern etwa 16km : 7h / Aufstiege 600m/ Abstiege 950 m

Heute war der letzte große Trekkingtag. Über den Tizi N’Ait Imi-Pass (2.905 m) setzen wir unseren Weg zurück ins Tal Aït Bougoumez fort. Dieser Pass ist die einzige Verbindung zwischen der M’Goun-Region, dem Tal der Rosen und dem Aït Bougoumez-Tal dar. Die Bezeichnung „Glückliches Tal“ ist durchaus passend, da der Fluss hier trotz des heißen Sommers ausreichend Wasser führte.

Auf einem Pfad für Maultiere geht es stetig bergab. Unterwegs suchten wir uns an einem idyllischen Ort ein schönes Plätzchen für ein entspanntes Mittagspicknick, bevor wir das Dorf R’bat (1.900 m) am späten Nachmittag erreichten.

R’bat präsentiert sich als Dorf aus vergangenen Zeiten: Lehmhäuser, eine traditionelle Kasbah und Menschen, die wie vor Jahrhunderten ihren täglichen Aufgaben nachgehen.

Unsere Gastfreundliche Familie begrüßte uns herzlich im Gästehaus der Ecolodge und auch hier erhielten wir den erquickenden Minztee. Eine erfrischende Dusche nach Tagen wirkte auch als purer Luxus!

Mein Zimmer war wunderbar und nach den Nächten im Zelt der pure Luxus, kuscheliges Bett und fliessendes Wassser

8.-20. Tag: R’bat – Ecoldoge Adazen – Im Tal der Glücklichen

Die Gipfelbesteigung des M’gouns (4071m Höhe) markierte einen weiteren Meilenstein, gefolgt von einer entspannten Woche im Tal der Glücklichen.

Hier unternahm ich kleine Wanderungen, erkundete Nachbartäler und genoss die Gastfreundschaft der lokealen Bevölkerung.

So konnte ich dank Aziz aus der Adazen Ecolodge lernen , wie man eine Tajine zubereitet.

Bei der letzten Wanderung mit Omar entdeckte ich die versteinerten Fußabdrücke von Dinosauriern. Unser Weg führte vorbei an zahlreichen Bewässerungskanälen und Feldern bis wir den Schrein des Sidi Moussa (1.900 m) erreichten. An anderen Tagen half ich mit auf dem Feld. Mit Aziz konnte ich gemeinnsam die Enkäufe inTabant, der Grossen Stadt im Tal der Glücklichenerledigen, welche wir im Rucksack oder Teilstrecken mit dem Moped erledigen.

An 5 Tagen begleitete ich auch andere Gäste, welche in die Lodge kamen bei der Wanderung auf den Adazen Berg mit der Speicherburg. Hier übersetzte ich für die deutschsprachigen Gästen, was Aziz erklärte. Dies machte viel Spaß und ich war wiedermal stolz auf mich, diesmal auf meine Sprachfähigkeit.

8.-9. September 2023 : Erdbebennacht

Mein vorletzter Abend im Tal der Glücklichen war sehr normal wie jeder andere zuvor. Wir aßen gemeinsam zu Abend, spielten ein paar Kartenspiele wie Uno und Mau Mau. Nachdem wir alle satt waren, verabschiedeten wir uns für den Tag, wünschten uns eine gute Nacht, und jeder ging seines Weges.

Als ich dann bei meiner Abendhygiene ankam und meine Zähne putzen wollte, sah ich wie sich das Wasser in meinem Glas aufeinmal in wellenform zur Glasmitte bewegte.

Auf einmal bebte der ganze Boden, Gläser und Teller fielen in der Küche zu Boden, und so einige Lampen fielen auch von der Decke

So schnell wie es gekommen war, war es auch wieder verschwunden. Ein Erdbeben.

Das Erdbeben erschütterte nicht nur einige Teile Marokkos, sondern auch größere Teile des Atlas Gebirges, wo die Berber ihre Heimatdörfer haben, wurden vollständig zerstört. Besonders schlimm und beängstigend war, dass es seit 1960 kein Erdbeben mehr gab, und dazu kein so lang anhaltendes ( circa 30 Sekunden ) mit so einer gewaltigen Stärke ( 6,9 was soviel wie 7 entsprach ) !!

Da es jederzeit zu einem Zweiten Nachbeben kommen könnte, kam an uns Gäste & Bewohner die Anweisung, diese Nacht draussen auf der Wiese bzw. dem Feld zu verbringen. Also holten wir alle Matratzen und dicke Decken aus den Häusern, und teilten diese zu einem Outdoor-Lager auf.

Wir schliefen erst in den Morgenstunden nach 3 Uhr ein.

Am nächsten Morgen wurde uns über Telefonate und die sozialen Netzwerke das Ausmaß des Bebens bewusst! Was für ein Schicksal für die betroffenen Dörfer.

Wir selbst waren aber sehr glücklich, ohne große Schäden und vorallen mit unserem Leben davon gekommen zu sein.

Abschied vom Dorf R’bat

nach zwei aufregenden Nächten & Tagen mit & nach dem Erdbeben in R’Bat hieß es nun Abschied

nehmen.

Obwohl ich sehr aufgeregt war für die nächste Etappe, welche mich erwarte würde, stimmte mit das „Au-revoir“ sehr traurig. Denn das Team der Adazen Lodge sowie die nun bekannten Bewohner des Dorfes und meine vielen Freunde , welche ich unter den kleinen Kindern hatte, waren mir nach dem langen Aufenthalt sehr ans Herz gewachsen .

Aber ich versprach wieder zu kommen, was ich auch einhalten werde.

Au revor -Slema .

Euer Jean-Léon

Organisiert von: https://marokko-erlebnisreisen.com/