bei der Hilfsorganisation Tifawine, vom 16.06.-03.07.2022
Von Jean-Léon M. Mirschél
Organisiert von marokko-erlebnisreisen.com

Der Abreise-Tag (Do. 16.06.22):
Es Begann wie ein ganz normaler Tag wie jeder anderer.
Ich stand gegen 6 auf, machte mich für den Tag bereit und ging zur Schule. Den Ganzen Tag konnte ich
mich schon nicht richtig konzentrieren, da ich mich drauf freute heute Abend nach Marokko zu meinem
Auslands Praktikum zu fliegen.
Heute (Do 16.6.22) war ein besonders heisser Tag in Dresden, weshalb wir früher Schluss machten, ich
rannte natürlich sofort zur Bushaltestelle, um den frühesten Bus wie möglich nach Hause zu bekommen.
Zuhause angekommen, nochmal schnell duschen und neue Sachen anziehen, und dann ging es auch schon los zum Dresdner Flughafen.


Kurzer Disclaimer, meine persönlichen Sachen sind nur im bunten Koffer, die drei anderen XXL-Taschen sind mit Spendensachen (wie Schulmaterialien und auch Klamotten-Spenden für die Kinder), da wir das Dorf, wo ich aushelfen werde schon längere Zeit mit unterstützen, wußten wir genau, was dringend benötigt wird.
Am Dresdner Flughafen angekommen hatte mein Flieger nach Frankfurt ein halbe Stunde Verspätung, was nicht besonders praktisch war, da mein Anschlussflug nach Marokko/Casablanca sehr knapp danach ging. In Frankfurt gelandet, rannte ich also aus dem Flugzeug wie ein Irrer um schnell genug einmal durch den riesigen Frankfurter Flughafen zu gelangen, und wie ich erwartete, war das Gate schon geschlossen.
In Eile und Aufregung fragte ich das Personal im daneben liegendem Gate, und er schaute mich erst ein paar Sekunden lang an und antwortete schlieslich, „ja natürlich, gar kein Problem“.
Erleichtert betrat ich als letzter Fluggast das Flugzeug und es ging los richtung Casablanca.



Ankunft in Marokko – Casablanca (Fr. 17.06.22):
In Casablanca mitten in der Nacht gelandet ging es für mich erst einmal 3 Stunden nach Marrakech, wo ich die Nacht bei Freunden verbrachte, da es sehr spät (oder auch früh am Morgen) war. So hieß es dann zunächst ein wenig ausschlafen, und dann ab geht’s zu meinem Praktikums Platz.


Die Fahrt ging von Marrakesch in den Hohen Atlas. Anfangs fuhren wir Autobahn, dann auf kleinere Straßen und schon bald begann der Aufstieg ins Gebirge. Nach kurzer Zeit änderte sich die Natur. Die große Stadt Marrakesch hatten wir schon lange hinter uns und auch die nächsten Städte lagen schnell hinter uns. Der Hohe Atlas sah gefühlt jede Stunde anders aus! Einmal schroffe, steilansteigende Felswände, ein anderes Mal geriffelte, fast wie Pyramiden aufgetürmte Felsgipfel. Und am Ende, als wir über 1800m auf der Piste fuhen, hier war der Anblick wunderschön. Ich erblickete Rote Felsen, mit Gravuren, rote fruchtbare Erde und im Tal saftig grüne Oasen und Felder. Daneben Dörfer im gleichen rotbraunen Farbton, darunter auch mein Zielort. Nach 4 ½ Stunden langer und anstrengender Fahrt auf der Piste, kam ich mit dem Fahrer an.
Mein Praktikums Platz Tifawine ist im Dorf R’bat im Hohen Atlas auf ca. 2100 m Höhe.
Nach einer kurzen Erholung der langen Autofahrt, ging es für mich in die Koorperation „Tifawine“, welche meine Eltern schon länger unterstützen. Für meine Praktikumszeit konnte ich extra viel Gepäck mitnehmen und so habe ich und meine Familie viel Schulmaterialien, aber auch Spielzeug wie Fußbälle (in verschiedenen Größen) , Springseile, Federball-Spiele, Hüpfgummis, Puzzle, Knete und sehr viele Farbkästen gespendet, worüber sich die Kinder im Dorf riesig gefreut haben.
Nachdem Auspacken aller Geschenke war ich der „Weihnachtsmann“ für die Dorfkinder und alle wollten sofort losspielen. So haben wir gemeinsam direkt ein bisschen Fußball gespielt, und dann war es auch schon Abends.


Am Abend gab es ein traditionelles marokanisches Essen, eine Grosse Tajine mit Gemüse & Huhn.
Die Tajine



Was Genau ist eine Tajine eigentlich?
Die Tajine ist ein Schmorgefäß mit gewölbtem oder konischem Deckel und das darin gekochte Gericht der Berber. Der Deckel dient auch als Griff, dessen Ende wie ein Knauf oder wie ein Schlot geformt sein kann.
Wie funktioniert das Kochen/Garen in der Tajine-Form?
Das Gefäß schützt das Essen mit seiner relativ dicken Wand zudem vor dem Verbrennen und leitet die Hitze gleichmäßig weiter, sodass der Inhalt schonend gegart wird. Im Topf werden die Zutaten übereinandergelegt; der spitze (arabische) oder gewölbte (berberische) Deckel sorgt dafür, dass die Hitze lange Zeit konstant gehalten wird.
Der Dampf kondensiert im Inneren des Gefäßes, setzt sich an den Wänden ab und läuft zurück zum Gargut ab und steigt anschließend als Dampf wieder auf. Durch diesen Kreislauf wird der Inhalt schonend gegart; das Essen schmort im eigenen Saft. Der Dampf stammt von den Zutaten selbst; bei trockenen Zutaten wird Flüssigkeit hinzugegeben.
Welche Essen werden zubreitet?
Für das traditionelle Schmorgericht stellt man in Marokko die Tajine klassischerweise auf ein Holzkohlefeuer.
Es werden in der nordafrikanischen Küche sowohl deftige Gerichte mit Fleisch und Fisch, aber auch vegetarische Gemüsegerichte, als auch Süßspeisen in der Tajine zubereitet.
Zum Servieren wird die Tajine auf den Tisch gestellt, und die Gäste bedienen sich direkt aus dem Keramiktopf.



Das Wochenende im Dorf R’bat (Sa./So. 18./19.06.22)
An den beiden Tagen lernte ich das Team in der Association Tifawine kennen. Dazu gehörten Aziz, der für mich und aber auch die Dorfkinder zuständnig war. Dann die Frauen der Kooerative, die Teppiche und Seife herstellten. Sowie das Kochteam Mohmed & Mohamed.
Ich hatte Zeit mir das Wohnhaus und auch das Haus der Hilfsorganisation anzuschauen. Alle Häuser waren aus Lehm gebaut und waren hierdurch recht kühl im Inneren, obwohl es tags sehr heiß (ca.35 Grad) draußen war. Dies war sehr angenehm.
Sobald man in der Spanne 11 bis 15 Uhr sich im Freien befand, musste man idealer Wiese im Schatten laufen oder unbedingt mit Kopfschutz ausgestattet sein (Basecap oder den tradiotionellen „Schasch“, was der Berber-Turban ist bzw. für die Mädchen Kopftücher) !
Praktikums-Tag 1 (Mo. 20.06.22)
An meinem ersten Einsatztag, wurde nicht wirklich viel gemacht.
Mir wurde von meinem Betreuer namens Aziz das Dorf R’bat gezeigt. Es ist kein großes Dorf und ich fand die Farben schön, welche die Mauern der Häuser hatten: sie waren alle in hellen Lehmfarben, genau so, wie der Boden ringsum das Dorf war. Dies machte für mich den Eindruck, das Dorf sei regelrecht getarnt, besonders von Weitem.
Nach der Dorfbesichtigung sind wir gemeinsam zur Dorf-Wasserquelle gelaufen und die Kinder rannten und hüpften hinter uns her, denn sie wollten unbedingt nocheinmal Fussball mit mir spielen.
Am Abend sind noch andere Freiwillige Helfer & Praktikanten aus Frankreich für das Dorf angekommen und wir haben da zusammen Abend gegessen.
Praktikums-Tage 2 und 3 (Die. 21.06.2 & Mit. 22.06.22)
Am diesen Tagen des Praktikums haben wir eine Riesige Stein- und Lehmmauer niedergerissen, da diese am falschen Platz gebaut wurde. Das wahr besonders anstrengend, da wir für manche Steinbrocken mehr als 5 Personen brauchten um die schweren Lehmklumpen weg zutragen. Denn später wird der Lehm für die neue Mauer, welche dann am richtigen Platz gebaut wird, verwendet. Das ist das tolle am Lehm, dieser kann wieder verwedet werden „aus alt wird neu“.
Zum Glück gab es mehrere Pausen mit dem super leckerem marokanischen Minzkräuter Tee, was die Laune wieder verbesserte. An den Abenden fiel ich müde ins Bett.

noch die Mauer)

Praktikums-Tage 4 und 5 (Do.23.06. & Fr. 24.06.22)
Das Frühstück hatten wir auf der Terrasse mit Blick ins Tal. Es gab wieder leckeren Minztee und Brot oder marokkanische Crepes. Danach wurden wir in der Assosiation aufgeteilt.
Am Donnerstag war ich vormittags bei den Frauen der Teppichkooperation. Ich schaute zu und durfte auch mitknüpfen. Dies war eine harte Arbeit. Man muss sehr genau arbeiten und geduldig sein, denn einen Teppich zu knüpfen geht nicht schnell. Aber dafür sehen die Motive richtig schön aus. Hier in den bergen werden meist geometrisch Formen oder Berber Schriftzeichen verwendet.
Am Freitag war ich den ganzen Tag für die Kinder des Dorfes da. Es wurden Spiele gemacht, aus Büchern vorgelesen, Federball gespielt und mit den Jungen natürlich Fussball gespielt. Ich fand die Kinder ganz lustig, weil sie irgendwie so aufgeregt waren und immer mit mir spielen wollten. Ein kleiner Junge zerrte mich immer am T-Shirt, sobald ich mal eine Pause einlegen wollte und rief immer „yala yala“, was soviel wie: „komm los gehts“ heißt.






Praktikums-Tag 6 (Sa. 25.06.22)
Wanderung auf den Berg Ait , der hinter dem Dorf R’bat liegt.
Heute war ein Gruppen-Wandertag mit uns Helfern von Tifawine und den Kindern des Dorfes, die Lust hatten mitzuwandern. Es ging relativ spät (10:30 Uhr) los, so dass es schon recht heiß beim Start war.
Zunächst mussten wir einen steilen trockenen und steinigen Weg hoch laufen, und dann runter im grünen Tal entlang. Im Tal war es schön, hier gab es Pflanzen & Bäume und auch Schatten. Wir machten regelmässig Pause zum Trinken und Kräftetanken. Aber umso mehr Pausen wir machten, um so schlapper wurde ich oder es war einfach zu heiß.?! Als dann der Aufstieg auf den Pass Ait begann, schafften wir es als lang auseinander gezogene Gruppe bis zu einer graden Stelle, wo wir auch Picknickten. Ab hier ging dann der harte Kern von 5 nur Leuten auf den Gipfel. Mir war es einfach zu heiß und ich blieb in der „Basisstation“ und ruhte mich aus. Nach dem die Gipfelstürmer zurück waren, wanderten wir alle zusammen zurück ins Dorf, wo wir erschöpft am Abend ankamen. Nach einer erfrischenden Dusche gab es wieder eine leckere Tajine zum Abendessen . Dann fiel ich vollkommen erschöpft ins Bett.
Praktikums-Tag 7 (So. 26.06.22)
Heute war Sonntag und ein Erholungs-Tag, wo ich und die anderen Helfer körperlich ein wenig entspannen konnten, da es den ganzen Tag sehr geregnet hat. Es war ein verrücktes Unwetter, welches sich hier oben in den Bergen besonders schrecklich anhörte.
Der Starkregen hatte zur Folge, dass einige Hänge Abrutschten und sich als kleine Schlammlawinen auf die Felder ergossen. Der vorher kleine Fluss, der fast ausgetrocknet war, wurde zum reissenden strom, fast hätte man Rafting machen können so blubbertere und sprudelte es.
Es gab auch teilweise Stromausfall. Ich ging nach dem Abendessen früh schlafen , um für den nächsten Tag fit zu sein.





Praktikums-Tag 8 (Mo 27.06.22)
Nun begann bereits die zweite Praktikumswoche.
Am Vormittag war es meine Aufgabe die letzten Brocken und Lehmreste der bereits abgerissenen Mauer mit zu entfernen, und all dieses Dinge gefühltermaßen „in die andere Ecke des Dorfes zu tragen“, wo man die Baumaterialien wirklich benötigt.
Da das wirklich extrem körperlich anstrengend war, weil wir uns auf mehr als 2000 Meter Höhe befinden, haben wir heute schon gegen die Mittagszeit aufgehört zur arbeiten!
Stattdessen haben wir Helfer mit allen Kindern des Dorfes ein richtiges Fußballturnier verananstaltet, was bis bis zum Abend andauerte.
Um ehrlich zu sein, hat es mir sehr viel Spaß gemacht dabei zu sein und mitzuspielen. Die Stimmung ist einfach super, hier ist Jeder zu Jedem nett. Es wird auch Jedem zugehört, und wenn es ein Problem oder Konflikt gibt, wird es sofort gelöst.
Abends war ich dann fix und fertig, fühlte mich aber sehr glücklich, und fiel nach dem reichhaltigem Essen todmüde ins Bett und schlief sofort ein.
Praktikums-Tag 9 (Die 28.06.22)
Heute das Unwetter schon 2 Tage her und der Fluss ist kein reissender Strom mehr, sondern hat wieder einen niedrigen Füllstand.
Das hiess für mich und viele andere aus dem Dorf, schauen gehen, ob durch das Unwetter etwas kaputt gegangen ist und hier auf den Feldern & Häusern Reparationsbedarf besteht.
Kaputt gegangen war zum Glück nichts, nur bei dem Flußbett hatte sich extrem viel Müll gesammelt, was wir nun aufsammelten, da dies den Lauf des Flusses hinderte. Furchtbar wieviel Plastik war in unseren Säcken!



Praktikums-Tag 10 und 11 (Mit. 29.06.22 & Do. 30.06.22)
An meinen verbleibenden Tagen waren wir jeweils auf dem Feld unterwegs.
Es gab verschiedene Aufgaben zu erledigen, wie zum Beispiel ganz klassisch Unkraut jäten.
Da wir hier keine Supermärke haben, war es zum Beispiel meine Aufgabe einmal Kartoffeln und Mohrrüben zu ernten. Das beides war eigentlich eine einfache Aufgabe, jedoch in der prallenden Hitze war dies schon anstrengend. Zum Glück habe ich mir aber einen traditionellen Turban um den Kopf gebunden um mich vor der Sonne zu schützen, und genügend Wasser habe ich natürlich nicht vergessen mitzunehmen.
Eine andere wichtige Aufgabe, welche mehrere Tage in Anspruch nahm, war die Wassergräben zu renovieren beziehungsweise komplett neu zu bauen, da diese durch den letzten Sturm total zerstört wurden.
Und wir haben auch Getreide für Mehl oder Futter für die Tiere geerntet, was echt schwieriger ist, als ich dachte. Zum wegtransportieren des Getreides hatte jeder einen Esel, den ich führen sollte, was auch perfekt geklappt hat.
Abends war ich wieder richtig müde und freute mich sogar aufs Schlafen gehen .






Praktikums-Tag 12 (Fr. 01.07.22)
Abschied von den anderen Helfern aus Frankreich, die noch länger hier bleiben.
Aber auch Abschied von den Kindern im Dorf , die traurig sind, dass ich nun abreise. Und ich muss ehrlich sagen, ich bin auch traurig, weil alle trotz dass sie nicht viel haben, sehr nett sind, freundlich und irgenwie immer gute Stimmung herrschte.
Auch konnte ich im Praktikum fast immer französisch reden, auch wenn es mit den Kindern eher nur einzelne Wörter waren (weil es ja auch eine Fremdsprache für die Kinder ist).
Aber mit den Erwachsenen haben wir viel gesprochen und so habe ich auch Dinge gelernt, die ich vorher nicht wusste (z.Bsp. Pioche für Hacke ) und ich habe auch auf arabisch einige Wörter mehr hinzu gelernt, meist ging es ums Essen (Tajine, also Schmortopf/ Zitoune für oliven/ Rups für Brot….uvm) oder um Begrüßung (Salemaleikum, kulchi le bäs? / Guten tag, wie geht es ,alles gut?) und Verabschiedung.
Ich habe versprochen, daß ich wieder komme und vielleicht bringe ich noch andere Helfer mit.
In diesem Sinne „Slema“ – was soviel wie „Tschüß“ heißt.
